Von Hollywood bis Tatort, alle haben ein Problem mit Klischees. Die Welt wird uns viel zu simpel erzählt. Es wird Zeit mit stereotypen Bildern aufzuräumen.

Female Gaze

steht zunächst für die Sichtbarmachung der diskriminierenden Zustände, die durch den Male Gaze verursacht werden. Er versteht sich als politische Agenda, die die Stereotypisierung der Frau vor und hinter der Kamera sowie als Zuschauerin aufbrechen will.

Der Female Gaze ist ein Konzept, dass sich an den Begriff des Male Gaze anlehnt. (Der Begriff des Male Gaze, der erstmalig 1975 von der Filmtheoretikerin Laura Mulvey geprägt wurde, beschreibt die Vorherrschaft der männlichen Perspektive, die sich durch alle Ebenen des Films zieht und sie grundlegend beeinflusst: die Filmproduktion, die Charaktere vor der Kamera und die Filmrezeption. Dabei versteht sich das Konzept des Female Gaze ausdrücklich nicht als umgekehrtes Gegenstück des Male Gaze.

Der Female Gaze ist eine sich wandelnde Art der Kritik, die auf alle Ebenen des Films angewandt werden kann. Beispielsweise kann durch den Female Gaze, das Ausleben oder Darstellen toxischer Männlichkeit hinterfragt oder auf die oft eindimensionale Darstellung von Weiblichkeit hinweisen werden.

Jill Soloway, US-amerikanischer Filmemacherin, unterteilt den Auftrag und Wirkungsraum des Female Gaze in drei Bereiche.

I. Hinter der Kamera oder die fühlende Kamera: der weibliche Körper wird von seiner Objektivierung durch eine empfindsame Kamera befreit. Die Kamera sieht nicht nur zu, sondern sie fühlt mit und überträgt so das Gefilmte auf eindringliche Art und Weise auf das Publikum. Am Set sind Gefühle, Körper & Empfindsamkeit den materiellen und zeitlichen Ressourcen übergeordnet

II. Vor der Kamera oder die Heldinnen-Geschichte: “The gazed gaze” – der reflektierte Blick der Charaktere und ihr Bewusstsein darüber, was ihre Darstellung im Film mit der Welt macht, die sie sehen wird. Kreisendes Geschichtenerzählen, dass sich aus dem subjektiven Bewusstsein entwickelt.

III. Der spiegelnde und auffordernde Blick oder “I see you seeing me”: Der Female Gaze fordert sozio-politische Gerechtigkeit und schafft dies, indem er Filmgeschichten als Privileg-Genaratoren und Empathie-Apparate begreift. Der Female Gaze wird zum politischen Werkzeug, dass einen bewussten und kritischen Blick von den Zuschauer*innen fördert.

Masterclass TIFF: Jill Soloway on The Female Gaze (YouTube, 2016).