Der Begriff Rapekultur wurde in der sogenannten 2. Welle der 70er Jahren in Amerika als erstes aufgebracht und ist teilweise umstritten. Er bedeutet nicht, dass wir in einer Kultur leben in denen Vergewaltigungen an der Tagesordnung wären oder sogar geduldet sind. Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff werden bei Anzeige strafrechtlich verfolgt. Die Straftatbestände sind in Deutschland durch § 177 des Strafgesetzbuches geregelt.
Mit Rapekultur wird jedoch eine kulturelle Haltung gegenüber sexualisierter Gewalt beschrieben. Dazu zählt, dass viele Kinder, und tendenziell mehr Mädchen als Jungen, mit der Erfahrung aufwachsen, dass sie gegen ihren Willen angefasst oder bedrängt werden und dass sie dies zu akzeptieren haben. Insbesondere im Umgang mit Opfern sexueller Übergriffe im weitesten Sinne ist von einer Rapekultur zu sprechen – wenn beispielsweise unterstellt wird, dass die Kleidung anzüglich war oder dass die Person selbst „Schuld daran habe“. Hierzu gehört auch das „Victim Blaming“, was übersetzt bedeutet, dass das Opfer für die Tat verantwortlich gemacht wird mit der Folge, dass es Zielscheibe von Aggressionen ist und nicht der oder die Täter.
Rapekultur in den Medien
Seit den 60er Jahren hat die Darstellung der sexuellen Gewalt auf der Bühne, in den Medien zugenommen. Das was vorher nur angedeutet wurde, hat in der Darstellung zunehmend einen direkten Ausdruck erfahren. Die Darstellungen sexueller Gewalt sind qualitativ und quantitativ gestiegen. (Kotthaus, S.7)
Hierzu gehören auch Vergewaltigungsszenen. In manchen Filmkonstruktionen endet eine Vergewaltigung auch mit einer Heirat, wie bei KuDamm 56. Wenn das wiederholt als Erzählmuster auftaucht sollte dieses anhand der Wirkung hinterfragt werden, denn Filme sind einerseits ein Kommentar auf die Gesellschaft, andererseits schaffen Filme genauso Vorstellungen von der Realität: „Film ist in dieser Sichtweise ein gesellschaftlicher Kommentar, ein Spiegel- und manchmal Zerrbild des Realen. Film schafft also Realität und entsteht gleichzeitig aus ihr. Er kann ebenso konservativ die Verhältnisse verstärken wie sie progressiv versuchen zu beeinflussen, er entstammt jedoch ›seiner Zeit und seinem Ort‹. Menschen leben in dieser ›Konstruktion einer Realität‹ und müssen sich in ihr zurecht finden. Wir benutzen Film und seine Narrationen deshalb (auch) als Wissensbestand, als Möglichkeit der Orientierung. Wir sind also (auch), was wir im Film beobachten.“ (Kotthaus, S.8)
Kotthaus, Sexuelle Gewalt im Film, ISBN 978-3-7799-2965-9
2015 Beltz Verlag, Weinheim Basel