Von Hollywood bis Tatort, alle haben ein Problem mit Klischees. Die Welt wird uns viel zu simpel erzählt. Es wird Zeit mit stereotypen Bildern aufzuräumen.

Hintergrund/Theorie Sexismus und Medien

Die Idee zum Sexismus-Lexikon ist durch die jahrelange wissenschaftliche und praktische Arbeit in der Auseinandersetzung mit Sexismus und Stereotypen und deren Auswirkung auf die Präsentation von Geschlechterrollen in den unterschiedlichsten Medien entstanden. Es geht um die Darstellung bzw. den Transfer von Fiktion oder Wirklichkeit durch ein Medium.

Von Anbeginn…war das Bildnis…

Seit Anbeginn haben Menschen in unterschiedlichsten Formen ein „Bildnis“ von sich gemacht. Früher waren dies die Höhlenmalereien, in der heutigen Zeit sind die Medien der Ort, an dem Menschen ihr Handeln abbilden. Der Übermittlung von Informationen, die Repräsentation und Dokumentation des Alltags, die Darstellung von Ritualen oder Herrschaftsformen ist eng mit der Menschheitsgeschichte verknüpft. Wissenschaft, welche  sich dem Erkenntnisgewinn, der wertfreien Analyse, der Erweiterung von Wissen und dessen Transfer verschrieben hat, hat sich dementsprechend mit dem Bildnis und der Darstellung der gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinandergesetzt.

Viele Wissenschaften mit vielen Perspektiven….

Die Medienwissenschaften haben eine weit verzweigte und miteinander verwobene Entstehungsgeschichte. Sie wurde in den 1990er Jahren als eigenständiger akademischer Bereich definiert und reicht von der Medienpraxis über Film- und Fernsehwissenschaft, wie auch Technologie, bis hin zur Wechselwirkung mit gesellschaftlicher Entwicklung. Durch die Weitverzweigung der Disziplinen ist die Definition eines Medienbegriffs notwendig offen gefasst. (Vergleiche Gender Reader S. 15)

Die Frage der Darstellung der Wirklichkeit, des Umgangs der Medien mit gesellschaftlichen Bildern, der Funktion und Einordnung der Wirkungsweise von Medien, all das und noch viel mehr ist Bestandteil der Medienwissenschaften. Deswegen sind die unterschiedlichen Fachdisziplinen, die hier andocken, Grundlage dieses Lexikons. 

Der Kanon der entsprechenden Wissenschaften ist groß. Die hier zur Sprache kommenden Fachdisziplinen sind neben Medienwissenschaften: Kulturwissenschaften, Soziologie, Kunstgeschichte, Gender Studies, Queer Theory, Philosophie, Kommunikationswissenschaft, Medienpsychologie, Politikwissenschaft und Ethnologie. 

Der Fokus liegt auf der Einordnung und Darstellung der Figuren in der gesellschaftlichen Ordnung und der Wechselwirkung mit eben dieser. Dabei handelt es sich weniger um eine abschließende Betrachtung, sondern eher darum, in Bezug auf das Agenda Setting mit sinnvollen Zugängen das Wissen in diesem Feld zu erweitern, zu verfestigen und zu hinterfragen. Dabei sind weder die Zu- oder Einordnungen linear oder einfach, die Diskurse sind systemisch und in unterschiedlichen Fachdisziplinen diskursiv zu verorten:

Einfache Antworten? Nicht so ganz….eine differenzierte Sichtweise braucht eine differenzierte Grundhaltung…

„Was Geschlecht ist oder was Medien sind, erweist sich bei näherer Betrachtung als gerade nicht mehr selbstverständlich. Welche und wie viele Geschlechter gibt es? Wodurch werden sie wahrnehmbar? Ist Software ein Medium? Unter welchen Bedingungen ist Raum medial und welche Bedingungen erzeugt das Kino? Aus solchen Fragen erwachsen Problematisierungen, die es nicht mehr erlauben, sich auf eindeutige Gegenstände und Identitäten zu beziehen. Es kommt vielmehr erst zum Vorschein, wie sehr Wahrnehmungen und Wissen, Subjektivität und Handlungsmacht von medialen Bedingungen bestimmt und von geschlechtlichen Bedeutungsebenen durchzogen sind.“  (Gender & Medien, Reader, S.9)

In diesem Kontext ist auch die Frage nach der Darstellung der Geschlechter einzuordnen, welche geschlechtlichen Bedeutungsebenen gibt es? Wie werden diese dargestellt, welche Rolle spielt Geschlecht in den existierenden Machtverhältnissen oder auch wo und wie gibt es Sexismus in der Produktion, im Storytelling, in der Herstellung und Reproduktion von Medien. Diese Fragestellung ist Grundlage des Lexikons immer auch im Wissen um den offenen Prozess der Weiterentwicklung der Diskurse. 

vergleiche hierzu Gender & Medien, Reader, diaphanes, Kathrin Peters (Hg.), Andrea Seier (Hg.) Zürich-Berlin 2016