beschreibt eine Herrschaftsordnung oder ein soziales Phänomen, bei der sich die Autorität und Legitimierung der Überlegenen aus der vormundschaftlichen Beziehung zu den Unterlegenen speist. Paternalismus wird auch als die Einflussnahme eines Staates oder eines Individuums auf eine andere Person gegen deren Willen bezeichnet. Das wird durch die Annahme motiviert oder verteidigt, der Person gehe es dadurch besser oder sie werde vor Schaden bewahrt.
Ein historisches Beispiel ist die betriebliche Sozialpolitik als Maßnahme von Großunternehmen im Deutschland des 19. Jahrhunderts, den Betrieb durch Leistungen (Betriebliche Krankenkasse, Altersversorge, Wohnungen) aus der Produktions- und Herrschaftsdynamik herauszuheben und als Lebensgemeinschaft zu erweitern.
Die Selbstwahrnehmung der Pflanzer in den US-amerikanischen Südstaaten, die Sklaven hielten, wird als paternalistische Ideologie bezeichnet. Beispiele in der heutigen Gesellschaft sind Anschnallpflicht oder das asymmetrisch geprägte Verhältnis zwischen Ärtz*innen und Patient*innen.