Von Hollywood bis Tatort, alle haben ein Problem mit Klischees. Die Welt wird uns viel zu simpel erzählt. Es wird Zeit mit stereotypen Bildern aufzuräumen.

Sexismus

Was bedeutet Sexismus? Wie lässt sich der Begriff eingrenzen? Was hat Sexismus mit dem gesellschaftlichen Zustand zu tun?  

Sexismus wird allein schon vom Begriff her oftmals falsch verstanden, da das Wort Sex dort auftaucht, es letztendlich bei Sexismus um das Ausnutzen von Machtverhältnissen gegenüber einer anhand der gesellschaftlichen Hierarchien vermeintlich unterlegenen Person in der Gesellschaft geht. „Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie. Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein.“ 

Mit den Machtverhältnissen an dieser Stelle ist die Klassifizierung von Menschen in über- oder untergeordneten Positionen anhand von unterschiedlichen Merkmalen gemeint. Anhand des Geschlechts wird trotz verankertem Gleichberechtigungsgrundsatzes im Grundgesetz oftmals ein über oder unterlegener Status sichtbar gemacht. Sexismus ist die dementsprechende Handlungs- oder Darstellungsweise, die gesellschaftlichen Position deutlich zumachen.  

Gender-Glossar.de: Sexismus (2020)

Sexismus in der bildlichen Darstellung

 In der bildlichen Darstellung lässt sich anhand der Geschlechterperspektive eine Unterteilung  zwischen einem zu betrachtenden Objekt und dem agierenden handelnden Subjekt unterscheiden. Dabei spielen die Geschlechter anhand der Gendernormen oft eine unterschiedliche Rolle. Wer spricht und handelt und wer wird betrachtet? Wie werden die Menschen anhand von Rollenbildern dargestellt? Diese Fragen sollten jede Bildbetrachtung begleiten. Dabei werden dem „Objekt“ in unterschiedlichen Kontexten eine sexualisierte Position zugeschrieben. Beispielsweise wenn nur Körperteile, meistens leicht bekleidet für Dinge werben, die in keinem Zusammenhang mit dem Körperteil stehen. Jahrelang in der Werbung und in den Medien verbreitetes Gedankengut des „Sex sells“ hat zu einer alltäglichen Erscheinung geführt. Wenn wir diese Form der Darstellung täglich sehen, wird durch die wiederkehrende Reproduktion diese Darstellung als „normal“ angesehen und fördert somit die sexistische Einordnung in der Darstellung von Frauen und Männern.  

Sexismus in den Medien 

Medien sind Vermittlungsträger von Informationen, sie sind das Kommunikationsmedium der Menschen. Sie vermitteln, bilden ab und stellen dar. Das heisst sie sind ein Teil dessen, wie wir unsere Welt begreifen und verarbeiten. Gerade Film und Fernsehen mit den unterschiedlichen Genres, oftmals in einem Entspannungsmodus wahrgenommen, sind  in dem Kontext von Sexismus entscheidende Kommunikationsmittel. In der Studie “Audovisuelle Diversität” von Prof. Elisabeth Prommer vom Institut für Medienforschung an der Universität Rostock wurde die Repräsentation, die Darstellung von Frauen und Männern untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd. Entweder sind Frauen unsichtbar oder werden übersexualisiert dargestellt. Wenn ein Geschlecht weniger oder mehrheitlich in stereotypen Rollen dargestellt wird hat dieses einen wechselwirkenden Einfluss auf gesellschaftliche Normen, auf die Wahrnehmung und Einordnung von Verhaltensweisen und letztendlich auch auf das Zutrauen von Fähigkeiten nur aufgrund des Geschlechts. Die größte Kritik besteht an der Darstellung der Frau als schmückendes oder sexualisiertes Objekt ohne weitere Funktion. Bestimmte Rollenzuschreibungen sind bereits seit jahrhunderten im Kanon von Literatur, Kunst, und später Film und Fernsehen wieder zu finden. Deswegen wird auch oft darauf zurück gegriffen ohne sich bewusst zu machen, welchen Einfluss das auf die Qualität, auf die Identifikation der Zuschauer*innen und der Wiedergabe von stereotypen Zuschreibungen hat.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/frauen-in-film-und-tv-unsichtbar-oder-supersexualisiert.1008.de.html?dram:article_id=452349

Filmkritik und Sexismus 

Wenn es um Gleichstellung geht wird in den unterschiedlichsten Branchen immer wieder das Argument der Qualität bedient. Doch wer entscheidet darüber ob ein Film gut ist oder nicht? Es sind die Besucher*innen und die Filmkritik. Hier macht es einen Unterschied ob Männer oder Frauen Filme beurteilen. Zu diesem Ergebnis kam die Studie „Thumbs down: Film Critics and Gender, and Why it Matters“, die vom Zentrum für Studien über Frauen in Fernsehen und Film der San DiegoState University durchgeführt wurde. 

„Während 74 Prozent der Kritikerinnen die Filme ihrer Geschlechtsgenossinnen positiv bewerteten, vergaben nur 62 Prozent der Männer ein Lob. Auch sprachlich gab es Geschlechterunterschiede in den Filmkritiken. So nannten Frauen häufiger den Namen der Filmregisseurin und verwendeten weitaus mehr positive Beschreibungen für deren Professionalität und Vorgehensweise als die männlichen Kollegen.“ Wie in anderen Branchen gilt es auch diese Glasdecke zu durchbrechen.  

„Männliche Kritiker bewerten Filme mit Frauen schlechter“ – Jetzt.de (2018).