Prof Dr. Christina von Braun

war Professorin für Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Geschichte.

Prof. Dr. Christina von Braun

Es gibt natürlich weiterhin einen Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus , der vor allem die Polarisierung der Geschlechter aufrecht zu erhalten versucht. Die Gegenüberstellung der Definition von Männlichkeit und Weiblichkeit.

Prof. Dr. Christina von Braun

Die Darstellung der Geschlechter ist in den Medien kulturhistorisch stark durch einen männlichen Blick geprägt. Welchen Einfluss hat das auf unsere Wahrnehmung?

C.v.B.: Ich glaube Sie müssen in der Hinsicht auch kulturhistorisch vorgehen. Mit der Entstehung der technischen Sehgeräte ab der Renaissance, zu denen ich auch die Zentralperspektive rechne, gibt es das, was man eine „Kanalisierung des Blicks“ nennen könnte. Der Blick wird geleitet: Es gib ein „Ich“, das sieht. Bei der Zentralperspektive wird ein blickendes Auge konstruiert, von dem aus etwas betrachtet wird. Wir alle sehen mit diesem zentralperspektivischen Blick, aber er wird dann nochmal in die künstlerische Darstellung hinübergetragen.

Diese Konstruktion des sehenden Ichs und auf der anderen Seite des Objekts sind stark geschlechtlich codiert. Das hängt damit zusammen, dass dem männlichen Geschlecht einfach eine definitorische Macht auch schon durch die Schrift zugewiesen wurde. Die großen theologischen Texte waren alle von Männern geschrieben. Sie bestimmten darüber, wie die Geschlechterordnung auszusehen hatte, wie sich Mann und Frau zu verhalten haben. Diese Vorstellung geht dann von der Schrift aufs Sehen über und führt dazu, dass das sehende Auge als männlich gedacht wurde. Das Objekt des Blickes, egal ob es sich um einen weiblichen Körper oder eine Landschaft handelte,wird immer als das weibliche Objekt eingeordnet. Das hat dazu geführt, dass natürlich auch das weibliche Objekt, der weibliche Körper von den Künstlern in den Blick gerückt wurde: Es verlieh ihnen den Status eines herrschenden Subjekts.

Dieser Trend hat sich in der Fotografie fortgesetzt.  Der Fotograf wurde immer als männlich sehend gedacht, auch wenn Frauen hinter der Kamera standen, und das Objekt wurde weiblich gedacht.

Mit der Entstehung des Films vollzieht sich eine Wende. Denn Sie haben zum ersten Mal eine doppelte Perspektive. Ich habe das am ersten öffentlichen Striptease illustriert, der 1895 in Paris stattfand und zwar genau in dem Jahr, in dem auch der Film erfundenen wurde. In diesem Striptease sieht man eine Frau, die sich ganz allmählich entkleidet, und einen Mann, der immer wieder hinter einem Paravent hervorkommt und sich dann wieder verstecken muss: Der Voyeur. Mit dem Film wird der Voyeur selbst zum Objekt des Blicks. Das wird noch dadurch verstärkt, dass der Film eine doppelte Identifikation erlaubt. Der oder die Zuschauerin kann sich einerseits mit den Darstellern im Film, andererseits aber auch mit dem Blick der Kamera identifizieren. Durch den Film wird es möglich, diese beiden geschlechtlich codierten Perspektiveneinzunehmen. Das heißt, es kommt durch diese Sehtechnik zu einer Vorstellung von der Austauschbarkeit der Geschlechterrollen Geschlechterrolle :: Beschreibt das, was in einer Gesellschaft oder Kultur als typisch oder akzeptabel für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird und beinhaltet Verhaltensweisen, Eigenschaften, Kompetenzen und auch körperliche Merkmale, die einem Geschlecht zugeschrieben werden und als normal gelten. Mehr im Glossar -> Geschlechterrolle . Verglichen mit zentralperspektivischer Malerei oder der Fotografie ist das eine vollkommen neue Entwicklung.

Dieser Prozess spiegelt sich dann interessanterweise auch in der sozialen Realität wider. Der Film kommt in genau der Zeit auf, in der auch der große Emanzipationsschub der Frauen einsetzt: Frauen erhalten das Wahlrecht, sie werden zu akademischer Bildung zugelassen und erobern den Arbeitsmarkt. Die Angleichung der Geschlechter, die sich medial, in der Geschlechterrollenverteilung der Medien vollzieht, findet auch in der sozialen Realität statt. Man kann nicht sagen, dass die Medien diese Veränderung herbeigeführt haben. Es ist ein paralleles Geschehen: Auf der einen Seite die Multiplikation der Perspektiven in den Medien und auf der anderen Seite die Angleichung der sozialen Geschlechterrollen Geschlechterrolle :: Beschreibt das, was in einer Gesellschaft oder Kultur als typisch oder akzeptabel für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird und beinhaltet Verhaltensweisen, Eigenschaften, Kompetenzen und auch körperliche Merkmale, die einem Geschlecht zugeschrieben werden und als normal gelten. Mehr im Glossar -> Geschlechterrolle .         

Für die filmische Darstellung ist es entscheidend aus welcher Perspektive eine Geschichte erzählt wird. D.h. nicht nur die Auswahl der Dialoge unterliegt einer subjektiven Sicht, auch z.B. Kameraperspektiven spiegeln die Geschlechterordnung unserer Kultur. Warum ist es wichtig, bei Medienschaffenden ein Bewusstsein dafür zu wecken?

C.v.B.: Offen gestanden glaube ich, dass jeder der anfängt filmisch oder in den Medien zu arbeiten, ob er/sie will oder nicht, damit konfrontiert ist. Bevor ich an der Universität in den Wissenschaftsbetrieb eingestiegen bin, war ich Filmemacherin. In der Universität habe ich dann Kameras und Schnittplätze eingeführt. Damit die Studierenden lernen, wie anders das filmische Erzählen und Sehen ist, habe ich immer ein Video-Seminar durchgeführt. Keiner von den Studierenden, der aus dem Seminar rauskam, ist dann noch naiv in die Betrachtung eines Films gegangen.

Ich glaube man kann davon ausgehen, wenn das nicht begriffen wurde, ist auch eine große Resistenz gegen die Wahrnehmung der Geschlechterordnung unserer Kultur vorhanden.

Die Wahrnehmungsveränderungen haben sich schon in den 1920er Jahren durchgesetzt. Da gab es die ersten Filmemacherinnen. Ich gehe davon aus, dass sich bei jedem oder jeder, die oder der einmal mit der Herstellung eines Films– und sei es eines kleinenVideobeitrags –zu tun hatte, auch die Wahrnehmung verändert. Filmemacherinnen und Filmmacher, auch in Hollywood, sind sich dieser Tatsache sehr bewusst. Manche setzten sich drüber hinweg und gehen weiterhin sehr aggressiv mit dem weiblichen Körper um. Aggressiv im Sinne von Sehen. In einem Hollywood Film sehen Sie zum Beispiel nie einen Penis, aber unentwegt Brüste und den kompletten weiblichen Körper, entkleidet. Da erhält sich die alte Tradition des Sehens. Im Allgemeinen geschieht dies sogar auf einer bewussten Ebene und ist dann auch schon die Ebene der Pornographie.

In der Darstellung von Sexualität in den Medien ist es auffällig, dass hauptsächlich die Frau im Bild ist und ihre Lust abgebildet wird. Woran liegt das?

C.v.B.: Das ist eine Folge dieser Tradition der Herrschaft durch den Blick. In solchen Sexualdarstellungen geht es gar nicht um die Vorführung von Lust, sondern um die Präsentation und Ausübung von Macht über den anderen. Eine starke sexuelle Empfindung, der Orgasmus – das sind für den, der es erlebt, Momente der Hilflosigkeit. Und diese Ohnmacht des Anderen zu verspüren, zu sehen werden durch den Film verstärkt. Das ist es, was ich einen pornografischen Blick nenne. Diese Art von Objektivierung der Lust des anderen zur Verstärkung der eigenen Machtgefühle. Wenn ich solche Einstellungen im Film sehe, sage ich mir „Eros null in dieser Szene“. Das sind reine Machtkonstruktionen. Die erotischsten Szenen sind immer noch die, die man nicht wirklich sehen, nur ahnen kann. Dem Schriftsteller Gustave Flaubert wurde ein Prozess gemacht, weil er in seinem Roman „Madame Bovary“ eine Kutsche mit zugezogenen Vorhängen beschrieb, die durch die Stadt irrte. Die Richter haben verstanden, was da los war und wollten es zensieren. 

Gibt es so etwas wie einen weiblichen Blick und wenn ja wie unterscheidet er sich vom Männlichen?

C.v.B.: Ich habe mehrere Filme über Künstlerinnen in den 70er Jahren gemacht. Über Meret Oppenheim und andere Künstlerinnen, die feministisch arbeiteten. Diese Frage nach dem weiblichen Blick hat Künstlerinnen damals ungeheuer umgetrieben. Auch die Frage, ob Kunst anders ist, wenn sie von Frauen gemacht wird? Hat das weibliche Geschlecht einen anderen Blick? Man kann sagen, dass niemand eine Antwort auf diese Frage geben konnte und sie einfach ad acta gelegt wurde. Wahrscheinlich gibt es auch keinen weiblichen Blick. Was es aber gibt, ist entweder der Versuch, sich des Objekt werdens durch die Blicke der anderen zu entziehen, oder diesen Blick zu brechen. Das finden Sie auch bei einigen Film-Künstlerinnen, die diese Objektivierung des weiblichen Körpers in den filmischen Darstellungen zu brechen versuchen. Beispielsweisedie Filmemacherin Marguerite Duras, die das Wort sehr stark einbezieht und mit Erzählungen aus dem Off arbeitet. Was aber heute immer evidenter wird, ist die Tatsache, dass Frauen die Sehgewohnheiten zu hinterfragen versuchen. Wenn überhaupt, würde ich hierin das Weibliche der Kunstszene sehen. Seitdem es Künstlerinnen gibt, ist Kunst viel stärker divers Divers :: Bezeichnet neben männlich und weiblich ein drittes Geschlecht. In Deutschland und Österreich besteht seit Ende 2018 die Möglichkeit im Geburtenregister beim Geschlechtseintrag neben männlich und weiblich als drittes Geschlecht divers eintragen zu lassen. Mehr im Glossar -> Divers geworden. Es gibt soviele moderne Arten, Kunst zu denken. Sie reichen von der Philosophie, Konzeptkunst, Straßenaktionen bis zur Inszenierung des Körpers. Diese vielen neuen und anderen Arten der Kunst sind auch entstanden, weil Frauen mit ihren ganz spezifischen Fragen künstlerisch zu arbeiten begannen und versuchen, dem Betrachter das eigene Sehen verständlich zu machen. Er sollte sich zumindest Fragen stellen.

Gibt es in der kultur-historischen Betrachtung von Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus Ausformungen, die sich immer noch hartnäckig halten oder wieder neu verstärkt auftreten?

C.v.B.: Es gibt natürlich weiterhin einen Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus , der vor allem die Polarisierung der Geschlechter aufrecht zu erhalten versucht. Die Gegenüberstellung der Definition von Männlichkeit und Weiblichkeit. Das ist etwas, was vor allem unter Politisch-Rechts-Stehenden weiterhin ausgeprägt ist. Diese Polarisierung der Geschlechter, die es unmöglich macht, die Vielfalt von Weiblichkeit und Männlichkeit und alles dazwischen zu formulieren. Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus bringt diese Polarisierung hervor und beinhaltet auch immer eine Hierarchie. Innerhalb einer mentalitätsgeschichtlich ungeheuer kurzen Zeit wurde diese Struktur in Frage gestellt. Bedenken Sie nur, was innerhalb von 100 Jahren passiert ist: Noch um die Jahrhundertwende hielt man Frauen nicht für fähig, medizinische Vorlesungen zu hören, juristisch zu denken oder philosophische Gedanken zu verstehen. Und innerhalb von zwanzig, dreißig Jahren war das plötzlich anders. Man sagte früher, dass Frauen nicht reif für die Demokratie seien, um zu begründen, warum sie das Wahlrecht nicht bekommen. Heute könnte man sich eher fragen, ob viele Männer reif für die Demokratie sind. Dieser Mentalitätswandel ist wirklich sehr beeindruckend.

Da kann man in der Tat fragen: woher kommt das?  Weshalb hat sich dieser Wandel vollzogen?

C.v.B.: Hierzu kann ich zwei drei Worte sagen, die aber nichts mit den Medien zu tun haben.

Ab Ende des 18. Jahrhunderts, Anfang des 19. Jahrhunderts beginnt die Zeugungsforschung, sich für die menschliche Fortpflanzung zu interessieren. Man hatte zwar schon die Tierzucht, aber man hat deren Gesetze nicht auf den Menschen übertragen, weil ja alles so klar schien: Der Mann zeugt, die Frau ist der Acker. Das hatte ein genaueres Wissen auf diesem Gebiet verhindert. Erst 1830 wurde der Eisprung entdeckt, dann kam die Eizellteilung. Diese Erkenntnisse brachten eine ganz neue Vorstellung von der Fortpflanzung auf. Es wurde klar, dass der männliche und der weibliche Anteil am Nachwuchs genau gleich groß ist. Dann konnte man ab 1875 dank verbesserter Mikroskopier- Technik den Vorgang der Verschmelzung von Sperma und Eikern sehen, und damit die Zeugung auch im Labor nachvollziehen. Das hatte dann die Eugenik, Genetik, Reproduktionsmedizin und die Möglichkeit einer manipulierten Reproduktion zur Folge. Und es veränderte die Rollen der Geschlechter. Denn nun war klar, das weibliche Geschlecht vererbte sich im Nachwuchs genauso sehr wie das männliche Geschlecht. Der ganze männliche Stammbaum, bei dem die Frauen eine Art Gebärfunktion hatten, um die männlichen Nachfahren in die Welt zu setzten, wurde plötzlich seiner Bedeutung beraubt. Auf diesem männlichen Stammbaum beruht ja auch wiederum die ganze Gesellschaft des Patriarchats. Das alles war innerhalb von hundert bis hundertfünfzig Jahren obsolet geworden –  und zwar durch Forschung, die von Männern gemacht wurde. Denn Frauen waren damals noch gar nicht in der Forschung zugelassen, konnten sich daran gar nicht beteiligen. DieForschungsergebnisse führten jedoch dazu, dass Frauen auch als intelligente, geistige Wesen anerkannt wurden.

Das Patriarchat Patriarchat :: bedeutet wörtlich übersetzt "Herrschaft der Väter" und beschreibt gesellschaftliche, soziale und politische Herrschaftsgefüge, in denen Männer als den Frauen übergeordnet erachtet werden. Im Patriarchat kommen bestimmte soziale Beziehungsdynamiken, Werte, Normen, genderspezifische Verhaltensmuster zum Tragen, die ausschließlich väterlich bzw. männlich geprägt sind. Mehr im Glossar -> Patriarchat beruht auf der Vorstellung, dass der Vater eine geistige Institution ist. Warum? Weil die Vaterschaft, im Gegensatz zur Mutterschaft, nie nachweisbar war. Der Vater war die geistige Institution und das war die Basis seiner Macht und seiner Deutungshoheit. Nun ganz plötzlich wurde der Vater jedoch auch zur Biologie, wie die Mutter. Der endgültige Beweis kam dann 1984 als die Genetik zum ersten Mal den sicheren Vaterschaftsnachweis erbringen konnte. Zwar hatte man nun einen Stammbaum, aber dieser war nun bilinear. Diese Entwicklung hatte nichts mit den Medien zu tun hat, spiegelte sich aber sehr wohl in den Medien wider. Man muss diesen Hintergrund mitdenken, wenn man an den rasant schnellen Wandel der Geschlechterrollen Geschlechterrolle :: Beschreibt das, was in einer Gesellschaft oder Kultur als typisch oder akzeptabel für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird und beinhaltet Verhaltensweisen, Eigenschaften, Kompetenzen und auch körperliche Merkmale, die einem Geschlecht zugeschrieben werden und als normal gelten. Mehr im Glossar -> Geschlechterrolle in den letzten hundert bis hundertfünfzig Jahren verstehen will.

Stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype Darstellungen in den Medien reduzieren Charaktere und verhindern eine vielschichtige Darstellung der Lebensrealitäten unserer Gesellschaft. Wie lassen sich bestehende Stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype verändern?

C.v.B.: Es verändert sich. Die Filme und Beiträge in denen stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype Darstellungen aufgelöst werden, sind auch die, die einem nahe gehen. Das gilt nicht nur für Leute, die für Genderfragen sensibilisiert sind. Stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype Filmemüssen inzwischen schon mit viel Kostüm und ausladenden Dekors oder technischem Aufwand ausgestattet sein, damit sie überhaupt noch auf Interesse stoßen. Ich habe kürzlich eine historische Darstellung Maria-Theresias, der österreichischen Kaiserin, gesehen. Das war eindeutig eine Darstellung des 21. Jahrhunderts. Vor fünfzig Jahren wäre dieser Film mit traditioneller Weiblichkeit und Männlichkeit dargestellt worden. Hier sah man schon eine größere Ausdifferenzierung, weil unsere Zeit anders zu denken begonnen hatte.

Ich selbst habe mir angewöhnt nicht zu fragen: Was sollte sein, sondern was ist passiert, dass dies sich so verändert hat? Ich finde die Dinge verändern sich tatsächlich und es kann für uns interessant sein, das kulturhistorisch einzuordnen.

Was kann jungen, kulturschaffenden Frauen heute helfen, sich in der Genderdebatte und auch im Kontext von Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus zu positionieren?

C.v.B.: Es gibt junge kulturschaffende Frauen, die sich in der Genderdebatte schon sehr gut ausdrücken und die die verschiedenen Aspekte des Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus sehr genau durchschauen. Auf meinem eigenen Weg hat mich die kulturhistorische Perspektive immer weitergebracht. Man begreift, dass der Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus nichts Natürliches oder Originäres ist, sondern eine Geschichte hat und sich historisch immer wieder verändert. Das hat ihn relativiert. Nicht relativiert im Sinne von verharmlost, sondern es hat gezeigt, dass die Geschichte selbst eine Dynamik hat und dass diese Dynamik einem durchaus etwas an die Hand gibt: Die Geschlechterrollen Geschlechterrolle :: Beschreibt das, was in einer Gesellschaft oder Kultur als typisch oder akzeptabel für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird und beinhaltet Verhaltensweisen, Eigenschaften, Kompetenzen und auch körperliche Merkmale, die einem Geschlecht zugeschrieben werden und als normal gelten. Mehr im Glossar -> Geschlechterrolle , das ist Geschichte, das hat nichts mit Natur zu tun!

Es gibt eine Reihe von Genetikern und Biologen die sagen, dass die ganzen „Genderleute“ die Fakten der Natur nicht respektieren. Mit dieser „Natur“ meinen sie letztlich die Polarität der Geschlechter. Was sie vergessen: Nichts hat die Fakten der Natur so sehr verändert wie Reproduktionsmedizin und Genetik. Die vielfältigen Definitionen von Mutter – es gibt die Eizellenspenderin, die Leihmutter, die Tragemutter, die genetische Mutter, die soziale Mutter – und die vielfältigen Definitionen von Vater – es gibt den Samenspender, den sozialen Vater usw. – all das ist erst möglich, seitdem die Biologie die reproduktionsmedizinischen Möglichkeiten ins Spiel gebracht hat. Gerade die, die heute die Fakten der Natur einfordern, haben erheblich dazu beigetragen, dass wir die Fakten der Natur hinterfragen können.    

Christina von Braun, geboren 1944 in Rom, war Professorin für Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Geschichte. Sie war Gründerin und viele Jahre Leiterin der Gender Gender :: Ist ein englischer Begriff, der im Deutschen auch als soziales Geschlecht bezeichnet wird. Gender beschreibt die soziale und kulturelle Dimension eines Geschlechts und beinhaltet das Rollenverständnis, die Erwartungen, die Werte und Pflichten, die einem Geschlecht zugeschrieben werden. Es bezeichnet aber auch das erlernte Verhalten. Mehr im Glossar -> Gender Studies an der Humboldt-Universität. 2009 gründete sie zusammen mit Julius Schoeps das ‚Kollegium Jüdische Studien’ an der HU. 2012 schuf sie zusammen mit Kollegen und Kolleginnen das ‚Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg‘. Sie war die erste Sprecherin und ist dort bis heute als Senior Research Fellow tätig.

Die Filmemacherin und Kulturtheoretikerin hat etwa 50 Filme und Fernsehspiele gedreht und zahlreiche Bücher geschrieben, die sich neben film- und medientheoretischen Themen mit dem Wechselverhältnis von Geistesgeschichte und Geschlechterrollen Geschlechterrolle :: Beschreibt das, was in einer Gesellschaft oder Kultur als typisch oder akzeptabel für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird und beinhaltet Verhaltensweisen, Eigenschaften, Kompetenzen und auch körperliche Merkmale, die einem Geschlecht zugeschrieben werden und als normal gelten. Mehr im Glossar -> Geschlechterrolle , Antisemitismus Antisemitismus :: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“ (Auszug aus der Definition der International Holocaust Remembrance Alliance, wurde 09.17 vom Bundestag als Definition übernommen) Mehr im Glossar -> Antisemitismus beschäftigen. Dazu zählen unter anderem „Versuch über den Schwindel. Religion, Schrift, Bild, Geschlecht“(2001/2016), „Gender@Wissen. Ein Handbuch der Gendertheorien“ (Hg., zusammen mit Inge Stephan, 2005/2013), „Holy War and Gender Gender :: Ist ein englischer Begriff, der im Deutschen auch als soziales Geschlecht bezeichnet wird. Gender beschreibt die soziale und kulturelle Dimension eines Geschlechts und beinhaltet das Rollenverständnis, die Erwartungen, die Werte und Pflichten, die einem Geschlecht zugeschrieben werden. Es bezeichnet aber auch das erlernte Verhalten. Mehr im Glossar -> Gender . Gotteskrieg und Geschlecht“(Hg., zusammen mit Ulrike Brunotte u.a., 2006), oder „Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte“ (2012).

Christina von Braun war Gründungsmitglied der Grünen Akademie, ist Mitglied im Präsidium des Goethe-Instituts sowie seit 2008 Vizepräsidentin des Goethe-Instituts. Sie ist Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten: Zeitschrift für Sexualforschung, und Sexualityand Culture (US) Sie gibt mehrere Reihen heraus: darunter beim Transcript Verlag (GenderCodes), Rombach Verlag (Berliner Kulturwissenschaft). 2013 erhielt sie den Sigmund Freud Kulturpreis.

Weitere Informationenfinden Sie unter: http://www.christinavonbraun.de