Dr. phil. Maya Götz

Hauptarbeitsfeld Forschung im Bereich „Kinder/Jugendliche und Fernsehen” mit internationaler und geschlechtersensibler Perspektive.

Dr. phil. Maya Götz

Insgesamt ist es so, dass sich die Mädchen eher als verletzlich und mit erotischen Gesten inszenieren, während die Jungen eher mit Dominanzgesten – wie zum Beispiel breite Beine – den „coolen Macker“ spielen. Damit fallen sie in ganz alte Geschlechterstereotype zurück, die sicher nicht zu einer geschlechtergerechteren Gesellschaft beitragen.

Dr. phil. Maya Götz

Frau Dr. Götz, Sie forschen im Bereich „Kinder, Jugendliche und Fernsehen mit geschlechtersensibler Perspektive“. Warum ist es notwendig, sich wissenschaftlich mit dem Thema zu beschäftigen?

M.G.: Weil wir in diesem Bereich eine ganz große Schieflage haben, vor allem was die Repräsentation im Kinderfernsehen angeht. Auf eine Heldin kommen immer mindestens zwei Helden, wenn nicht sogar mehr. Insbesondere, wenn es um Fantasiewesen im Kinderfernsehen geht, finden wir viel mehr männliche Figuren oder Wesen, die als männlich wahrgenommen werden. Ein gutes Beispiel sind die „Schlümpfe“: Es gibt 102 männliche, aber nur zwei weibliche Schlümpfe. Allein durch die Masse ist hier schon ein deutlicher Unterschied. Mit hundert männlichen Schlümpfen lassen sich hundert verschiedene Eigenschaften erzählen. Die Botschaft, die transportiert wird: „Männer sind vielfältig“. Bei nur zwei weiblichen Schlümpfen sind die Möglichkeiten begrenzt und es kommt schon von der Anzahl her zu Stereotypen Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype . Auf diese Weise stülpen wir Kindern von Anfang an bestimmte Vorstellungen über: Männer sind vielfältig, Frauen kennzeichnen sich durch bestimmte Klischees.

Diese wenigen Frauen werden dann stets in einer bestimmten Körperlichkeit gezeigt. Mädchen und Frauen auf dem Fernsehbildschirm oder Computerscreen sind fast immer ausgesprochen schlank, stereotyp Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype schön und haben lange wunderschöne Haare. Im Zeichentrick hat die Hälfte aller Mädchenfiguren eine Taille, die dünner ist, als es jemals durch eine Schönheitsoperation zu erreichen wäre. Hier geben wir Mädchen von Anfang an ein Körperbild vor, das sie selbst defizitär erscheinen lässt. In unseren Studien konnten wir sogar mehrfach zeigen, dass Kinder das selbst gar nicht wollen. Es sind vielmehr die Annahmen der Erwachsenen. Im Kinderfernsehen sind sieben von zehn Headautor*innen Männer und in neun von zehn Sendungen führt ein Mann Regie. Diese Realität ist vielen gar nicht bewusst. Ähnliche Geschlechterverteilungen finden sich auch in anderen Bereichen von Film und Fernsehen. Die Systeme, die unsere Kulturprodukte wie Film und Fernsehen hervorbringen, sind stark eingeschliffen und haben viele sich selbst aufrechterhaltende Mechanismen. Diese Zusammenhänge aufzudecken und systematisch aufzuzeigen, was wir unseren Kindern und Jugendlichen für ihre Identitätsentwicklung anbieten, das ist die Aufgabe von Forschung.

Obwohl die Hälfte der Alumni von Filmhochschulen im Bereich Regie weiblich sind, werden nur ca. 15 % der Filme und Serien von Frauen inszeniert. Welchen Einfluss hat es auf die Bilder, wenn eine Frau oder ein Mann die Regie führt?

M.G.: Schauen wir uns noch einmal die Schlümpfe an. Sie wurden von einem Mann, Peyo, erfunden. Sie bilden quasi seine lebendig gewordenen Eigenschaften ab: Er malte gerne, er dichtete gerne, er war gerne auch mal faul und der Chef. Dass die Figuren, die er schuf, männlich waren wie er, fiel ihm dabei gar nicht auf. Kreativitätsforschung kann sehr deutlich zeigen: Menschen greifen in ihrer Kreativität erstmal auf ihre eigenen Erfahrungen zurück. Entsprechend schaffen sie ihre Figuren und Geschichten immer auch ein bisschen so, wie sie selbst sind. Männer gehen selbstverständlich davon aus, dass es normal ist, ein Mann zu sein. Entsprechend sind die Schlümpfe männlich – bis Peyo dann an eine Grenze stieß. Was er nämlich nicht war, ist, sexy und gebärfähig zu sein. Da erfand er die „Abweichung“ vom normalen männlichen Schlumpf: Schlumpfine. Diese Grundtendenz in der Perspektive beschrieb Simone de Beauvoir schon vor 70 Jahren: Wenn Männer Kultur erschaffen, nehmen sie sich selber selbstverständlich als normal an. Frauen erscheinen als Abweichung davon, sie sind „die anderen“. Diversitätsforschung eindrücklich zeigen, dass dies auch für diverse marginalisierte Gruppen gilt. Jedes kreative Werk ist immer von einer Perspektive bestimmt. Und entsprechend sind die Regiearbeit, aber auch das Drehbuch, die Produktion, die Kameraarbeit, der Schnitt usw. von der Perspektive des/derjenigen geprägt, der/die dies umsetzt. Unsere Kinder bekommen zurzeit also vor allem die Perspektive von Männern auf diese Welt erzählt.

Was sich statistisch im Kinderfernsehen zeigen lässt: Frauen erzählen viel diverser als Männer. Sie haben mehr weibliche Figuren als Männer, mehr Figuren mit Migrationshintergrund und einer dunkleren Hautfarbe. Ihre Charaktere lösen Konflikte mehr durch Verhandeln und selten durch physische Kraft. Aus der eigenen Erfahrung, Teil einer marginalisierten Gruppe in der Gesellschaft zu sein, entspringten ihrer Kreativität oftmals Geschichten und Blickwinkel, die Männer aufgrund ihrer Erfahrung gar nicht sehen.

Wer als Mitglied einer marginalisierten Gruppe aufgewachsen ist, kann oftmals Geschichten erzählen, die z. B. für Kinder hochgradig attraktiv sind. Denn auch sie wachsen in eine Gesellschaft hinein, in der sie eine Minderheit sind. Gerade von Geschichten, die davon berichten, wie es ist, wenn man nicht immer der/die Stärkste oder Beste sein kann oder muss, können Kinder und Jugendliche besonders profitieren.

Sie beobachten das Kinderfernsehen seit vielen Jahren. Gibt es im Verlauf der Jahre bestimmte Tendenzen und Entwicklungen?

M.G.: Wir hatten in den Anfangszeiten des Kinderfernsehens eher einen „Schlumpf-Effekt“: überwiegend männliche Figuren und dazu dann ein tolles oder herausragendes Mädchen. Es gab immer ein paar Ausnahmen für starke Mädchenfiguren, wie zum Beispiel Pippi Langstrumpf oder auch die Biene Maja. Aber in der Grundtendenz gab es mehr Jungen und mehr Helden, während die Mädchen eher eine begleitende Rolle innehatten. Sie waren die schöne Trophäe. Das hat sich verändert. Wir haben inzwischen immer wieder auch Sendungen, in denen Mädchen, sehr starke Mädchen, im Mittelpunkt stehen. Da ist es dann wieder ganz wichtig, genau hinzusehen, denn diese Mädchen sind eben in allen Bereichen perfekt. Sie lösen nicht nur Probleme, sondern sind zudem extrem schlank, haben wunderschöne lange Haare und entsprechen Idealvorstellungen, die sich gar nicht erreichen lassen. Bei den Jungen finden wir eher den „Untendurch-Typen“ à la Bart Simpson, d. h. Typen, die im Prinzip immer versagen, aber trotzdem die coolen Socken sind.

Von den Mädchen hingegen wird immer wieder verlangt, in allen Bereichen perfekt zu sein, wenn sie im Mittelpunkt stehen wollen oder wenn sie etwas werden wollen in dieser Welt. Ansonsten sind sie nichts wert. Es ist fatal, dass wir das Mädchen nach wie vor vermitteln.

Durch die neuen Streamingdienste zeigt sich in den letzten zwei Jahren zudem eine Tendenz zur Diversifizierung. Wir sehen viel mehr Bilder von Homosexualität, die es vorher so im Kinder- und Jugendbereich nur als Randerscheinung gab. Es finden sich auch viel diversere Darstellungen von Menschen. Aktuell kommen auch zunehmend Sendungen hinzu, in denen Menschen mit Behinderung eine Hauptrolle spielen dürfen. Dieser Trend gilt aber nicht nur für Streamingdienste, sondern auch für die öffentlich-rechtlichen Sender.

Besonders Kinder suchen sich Vorbilder in den Medien. Sie haben mit dem IZI die Ausstrahlung der kanadischen Kinderserie „Annedroids“ wissenschaftlich begleitet. Was ist besonders an der Serie und was sind Ihre Erkenntnisse aus der Forschung?

M.G.: „Annedroids“ dreht sich um etwas, das sonst so gut wie nie gezeigt wird – Mädchen und Technik, d. h. Mädchen, die kompetent mit Technik, Computern und Naturwissenschaften umgehen, selbst etwas erfinden und mit einer unheimlichen Neugier dieser Welt begegnen. Eine der ersten Sendungen, die in dem Bereich konsequent produziert wurde, war „Annedroids“. Die Mädchenfiguren selbst waren nicht die perfekten Schönheiten, die sonst gerne gecastet werden. In der Sendung stehen Mädchen im Mittelpunkt, die ganz unterschiedlich aussehen und auch mal leicht übergewichtig sein können, ohne dass dies zum Thema gemacht wird. Insofern ist die Sendung eine Erweiterung auf verschiedenen Ebenen: Wir brauchen mehr Mädchen-Figuren, die zeigen, wie spannend Naturwissenschaften sind, und die nicht immer wieder die stereotyp Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype schönen Gesichter und Körpermaße haben.

Gibt es andere Best-Practice-Beispiele oder Role Models?

M.G.: Überall, wo es gelingt, dichter an die Vielfalt der Realität heranzukommen, ist schon mal viel geschafft. Wo es zum Beispiel sehr gut gelingt, ist die Sendung „logo!“. Bei den Moderatorinnen und Moderatoren gibt es immer die gleiche Anzahl an Männern und Frauen. Dass Menschen mit Migrationshintergrund ganz unterschiedliche Erfahrungen einbringen, ist ein weiterer wichtiger Schritt, um zu zeigen: „Ob ich erfolgreich oder spannend bin, hängt nicht davon ab, welche Hautfarbe oder Haarfarbe ich habe.“ Es gibt auch andere Sendungen, bei denen versucht wird, mehr Diversität einzubringen, zum Beispiel bei „Schloss Einstein“ von MDR und KiKA. Auch der NDR zeigt im Moment die sehr spannende Koproduktion „Endlings“. Hier werden nicht nur verschiedene ethnische Hintergründe gezeigt, sondern es gibt auch einen Jungen mit einer offensichtlichen Behinderung, der eine zentrale Rolle spielt.

In der Kooperationsstudie mit der MaLisa-Stiftung haben sie die Selbstinszenierung von Mädchen auf Instagram untersucht. Gibt es typische und wiederkehrende Merkmale und welches sind die Unterschiede zu den Jungs, die sich auf Instagram inszenieren?

M.G.: Auf Instagram zeigt sich leider, dass die Selbstinszenierung von Mädchen, aber auch von Influencer*innen, ausgesprochen uniform ist. Das heißt, es werden bestimmte Posen eingenommen oder bestimmte Gestiken und Mimiken gezeigt. Anschließend wird mit Filtern alles so lange verändert, bis alle Bilder sehr ähnlich aussehen.

Eigentlich bieten gerade die sozialen Netzwerke eine Chance, um Individualität und Vielfalt darzustellen und zu zeigen, was alles in einem steckt. Stattdessen wird ein sehr verschobenes Schönheitsbild inszeniert; ein viel zu schlankes Körperbild, das an Zeichentrick-Figuren erinnert. Ein Pickel im Gesicht ist dann zum Beispiel nicht „normal“ und muss wegretuschiert werden. Dies ist auf Instagram mit sehr wenigen Fingerstreichen dank diverser Filter möglich. Unsere Studie zeigt: Mindestens die Hälfte aller Mädchen verändert so regelmäßig die eigenen Fotos. Zum einen, um die Farbe oder die Farbwertigkeit hochzudrehen, zum anderen wird aber auch ganz gezielt etwas am Körper verändert. Das führt dazu, dass am Ende ganz viele ähnliche Bilder herauskommen. Wenn die Mädchen dann für ihre idealisierten Bilder besonders viele Likes bekommen, verführt dies dazu, beim nächsten Mal wieder etwas zu verändern. Es entsteht der Eindruck: So, wie ich eigentlich aussehe, wird nicht gelikt. Vor allem für Mädchen in der Pubertät, einer Zeit, in der es besonders wichtig ist, was andere von einem denken, birgt dies eine große Falle.

Auch steckt hinter den Likes selbst eine gemeine Logik: Habe ich einmal 70 Likes bekommen, möchte ich beim nächsten Mal, wenn es irgendwie geht, natürlich 71 bekommen. Auf diese Weise kommt eine Dynamik in Gang, das eigene Bild an eine Idealisierung anzupassen. Es ist sehr schade, was hierbei an Individualität, an „Eckigkeit“, an dem, was Menschsein ausmacht, verloren geht.

Die Jungen betrifft dies zum Teil auch. Auch dort gibt es einige, die sich per Filter ganz gezielt als männlich identifizierte Attribute verstärken: Sie machen die Schultern breiter, die Arme muskulöser und legen sich ein Sixpack an. Filter machen das in Sekundenschnelle möglich.

Insgesamt ist es so, dass sich die Mädchen eher als verletzlich und mit erotischen Gesten inszenieren, während die Jungen eher mit Dominanzgesten – wie zum Beispiel breite Beine – den „coolen Macker“ spielen. Damit fallen sie in ganz alte Geschlechterstereotype zurück, die sicher nicht zu einer geschlechtergerechteren Gesellschaft beitragen.

In bestimmten Bereichen, wie etwa bei den Influencer*innen, die sich durch die Industrie finanzieren, finden wir Geschlechterstereotype, von denen wir dachten, wir hätten sie längst überwunden: Frauen, die sich im Prinzip vor allem um ihr Make-up und ihren Körper kümmern und die immer zu Hause sind. Frauen präsentieren sich in ihrer Selbstinszenierung unbewusst in Rollen, die eigentlich schon längst überwunden waren, während die Jungen in die Welt hinausgehen, um Politik, Comedy und alles Mögliche zu machen.

Welche Rolle spielt die Erotik in der Selbstinszenierung von Mädchen und Jungs?

M.G.: Die Jugend ist die Zeit, in der Erotik und erotische Attraktivität entdeckt werden. Sie spielt deshalb eine zentrale Rolle. Es gehört zu den entwicklungspsychologischen Aufgaben, herauszufinden, wo mein Begehren liegt, wen ich begehre, wer mich begehrt und wie ich dies eventuell auch entsprechend steuern kann. Sich als erotisch attraktiv zu inszenieren, ist also erstmal absolut normal. Das, was die Jugendlichen an sich und anderen entdecken sollten, ist hier eigentlich hochgradig individuell und divers Divers :: Bezeichnet neben männlich und weiblich ein drittes Geschlecht. In Deutschland und Österreich besteht seit Ende 2018 die Möglichkeit im Geburtenregister beim Geschlechtseintrag neben männlich und weiblich als drittes Geschlecht divers eintragen zu lassen. Mehr im Glossar -> Divers . Zurzeit findet es aber wieder in sehr geschlechterstereotypen Ausprägungen statt. Es gibt viele Mädchen, die auf Instagram und TikTok viel Haut zeigen, sich durch Gestik und Mimik sexualisiert inszenieren und sich auch gern von Fremden ansprechen lassen (an einer entsprechenden Studie zu TikTok arbeiten wir gerade). Sie empfinden es als angenehm, wenn sie von völlig Fremden dafür bewundert werden, wie sexy sie aussehen. Das heißt auch, Erotik ist vor allem etwas, das andere an mir entdecken.

Bei den Jungen stellt sich das auch sehr schnell als Dominanz dar: Ich nehme mir, was ich will, ich bin erotisch attraktiv, vor allem, wenn ich stark bin. Diese Anforderung, hegemonial männlich, stark und aktiv zu sein, setzt die Jungen selbst unter einen enormen Druck. Denn eigentlich sind sie auch verunsichert und müssen Stück für Stück sich und die erotische Begegnung mit anderen kennenlernen. Früher Pornokonsum hilft da leider wenig, sondern schafft eher unangemessene Bilder. In der Gesamttendenz zeigt sich in den digitalen Medien ein „Zurück“ zu eigentlich schon überwundenen Geschlechterstereotypen.

Welche Wechselwirkung gibt es ihrer Meinung nach zwischen stereotypen Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype Darstellungen und Sexismus?

M.G.: Wenn sich Mädchen und Frauen vor allem über ihren Körper definieren bzw. über diesen definiert werden, ist dies einschränkend. Wir alle sind Individuen mit vielen unterschiedlichen Facetten und eigentlich müsste es um die einzigartige Schönheit gehen, die sich aus den Identitätsfacetten ergibt. Schon die Einteilung in Frauen und Männer wird der Vielfältigkeit, die wir eigentlich sind, nicht gerecht. Verstecken sich Mädchen und junge Frauen hinter einer postfeministischen Maskerade, inszenieren sie sich in überholten Stereotypen Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype von Weiblichkeit und sexualisieren sich selbst. Sie definieren sich in Klischees von Weiblichkeit und machen sich vom Wert, den andere in ihrer Erscheinung sehen, abhängig. Eigentlich sollte es um Selbstbestimmung und Individualität gehen und nicht darum, ob wir in erster Linie Frau oder Mann sind, sondern Menschen.

Für die Betrachtenden entsteht so schnell der Eindruck: „Ich darf über deinen Körper urteilen und damit auch in gewisser Weise bestimmen. Das ist nicht nur mein Recht, es ist sogar meine Aufgabe, dich anzusehen, zu beurteilen und zu dominieren.“ Das alles sind Momente, in denen Individualität schnell dem Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus zum Opfer fällt.

In unserer aktuellen Studie zu TikTok wurde jede zweite 18-Jährige von einem Fremden angeschrieben. Die Mädchen schwingen in ihren Videos die Hüften, oftmals in sexy Kleidung und intim dicht vor der Kamera, und werden von Fremden gesehen, beurteilt, kommentiert und direkt angesprochen. Es fehlt ganz oft ein Bewusstsein für die eigene Sexualisierung, aber auch für die Gefahren, wenn ich anderen diese Macht über mich gebe.

Welcher Ansätze bedarf es, um stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype Darstellungen und auch Selbstinszenierungen in den Medien zu verändern?

M.G.: Zunächst braucht es eine Einsicht, die sich langsam auch einstellt. Es hat sehr lange gebraucht, denn die Einsicht war in den letzten Jahren zum Teil bei den Verantwortlichen einfach nicht vorhanden, so dass hier immer noch Handlungsbedarf besteht. Die gängige Haltung ist: „Es war schon immer so und wir müssen Mädchen und Frauen so sexy inszenieren, ansonsten ist das nicht erfolgreich.“ Zunehmend gibt es aber die Einsicht, dass es auch anders sein könnte, dies viel mit Gewohnheiten und einem unterschwelligen Sexismus Sexismus :: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. Mehr im Glossar -> Sexismus zu tun hat.

Wir brauchen Vielfalt und eine Wertschätzung dafür, wie vielfältig Frauen in ihrer Körperlichkeit, ihrem Gesicht, ihrem Aussehen und ihren Interessen, Stärken und Schwächen sind. Das Gleiche gilt auch für Männer.

Zur Selbstinszenierung bedarf es hoher Medienkompetenz, um nicht in Stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype und Bilder „hineinzustolpern“, mit denen junge Menschen heute aufwachsen, sondern um zu sehen, wer ich eigentlich bin und wie ich mich zeigen will. Identitätskompetenz ist die Grundlage, um sich in seiner Einzigartigkeit wertschätzen zu können und dies für andere sichtbar zu machen, ohne sich vor der ganzen Welt an den Pranger zu stellen. Hier Wege zu finden, sich in seinen eigenen Identitätsfacetten den Menschen zu zeigen, die einem wirklich wichtig sind, ist eine der großen Herausforderungen in Zeiten von Social Media.  

Hierfür braucht es Medienkompetenz, die eben auch heißt, zu wissen, was eine Körperhaltung über einen erzählt, und abschätzen zu können, ob das wirklich die Pose ist, mit der ich mich inszenieren will.

Schauen wir auf die Ausbildung des Nachwuchses in der Branche. Was würden Sie angehenden Filmschaffenden, Frauen wie Männern, mit auf den Weg geben?

M.G.: Sich des Themas Gender Gender :: Ist ein englischer Begriff, der im Deutschen auch als soziales Geschlecht bezeichnet wird. Gender beschreibt die soziale und kulturelle Dimension eines Geschlechts und beinhaltet das Rollenverständnis, die Erwartungen, die Werte und Pflichten, die einem Geschlecht zugeschrieben werden. Es bezeichnet aber auch das erlernte Verhalten. Mehr im Glossar -> Gender sehr viel mehr bewusst zu sein, sich fortzubilden und zu begreifen, wie sehr wir selbst durch unser eigenes Gewordensein geprägt sind, in jeglicher Hinsicht, und einen Blick für Diversität zu entwickeln. Das heißt auch, zu begreifen, wie eingeschränkt mein eigener Blick ist, was die Erlebniswelt und Perspektiven anderer Menschen ausmacht, und dort viel sensibler hinzuhören. Mit diversen Menschen zusammenzuarbeiten, um den eigenen Blick zu erweitern. Was alle Film- und Medienschaffenden insgesamt brauchen, ist eine Bewusstheit über ihr eigenes Doing-Gender. Nicht auf Stereotype Stereotype :: wurden bereits 1922 als „Bilder in unseren Köpfen, die unsere Wahrnehmung maßgeblich bestimmen“ beschrieben (Walter Lippmann). Die Verwendung von vorhandenen kognitiven Schemata oder Denkmustern spielt bei der Wahrnehmung, aber auch beim Fällen von Entscheidungen eine zentrale Rolle. Mehr im Glossar -> Stereotype und Gesten zurückzugreifen, weil sie tradiert sind und weil man dies so macht, sondern sehr bewusst zu wissen, dass sie unsere Gesellschaft mitgestalten. Im Bereich Gender Gender :: Ist ein englischer Begriff, der im Deutschen auch als soziales Geschlecht bezeichnet wird. Gender beschreibt die soziale und kulturelle Dimension eines Geschlechts und beinhaltet das Rollenverständnis, die Erwartungen, die Werte und Pflichten, die einem Geschlecht zugeschrieben werden. Es bezeichnet aber auch das erlernte Verhalten. Mehr im Glossar -> Gender gibt es noch viel zu tun.

Maya Götz, Dr. phil., verheiratet, zwei leibliche Töchter (11 und 15 Jahre), eine Pflegetochter (15 Jahre), ist Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk und des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL. Sie schloss ihr Studium an der PH Kiel mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen und der Magistra der Pädagogik ab und promovierte 1998 an der Gesamthochschule Kassel mit der Dissertation „Mädchen und Fernsehen“.

Ihr Hauptarbeitsfeld: Forschung im Bereich „Kinder/Jugendliche und Fernsehen” mit internationaler und geschlechtersensibler Perspektive.

Sie leitete über 180 empirische Studien u. a. zu Castingshows, Lernen mit dem Fernsehen, Fernsehfiguren und Identitätsarbeit, Selbstinszenierung von Mädchen auf Instagram und ist pädagogische Leiterin von SogehtMedien, der Medienkompetenzplattform von ARD und ZDF und Deutschlandradio.
Sie veröffentlichte bisher über 250 wissenschaftliche Artikel, 15 Bücher und ist weltweit in Fortbildungen für Kinderfernsehredaktionen tätig.